Kopfmassagen werden oft als einfache, natürliche Methode angepriesen, um das Haarwachstum anzukurbeln. Es gibt inzwischen eine ganze Reihe an Massagegeräten und Tools, die mit volleren, schneller wachsenden Haaren werben.
Aber abgesehen davon, dass eine Massage entspannend ist – was ist wirklich dran? Um das zu beantworten, schauen wir uns an, was die Forschung bisher hergibt.
Was sagt die Wissenschaft?
Es gibt nur wenige Studien, die untersucht haben, ob Kopfmassagen tatsächlich Einfluss auf das Haarwachstum haben, und die bisherigen Ergebnisse sind gemischt.
Eine der meistzitierten Studien ist ein Versuch aus dem Jahr 2016, bei dem neun Männer über 24 Wochen beobachtet wurden. Jeder Teilnehmer massierte eine Seite seiner Kopfhaut vier Minuten täglich, während die andere Seite als unbehandelte Kontrollseite diente. Am Ende zeigte die massierte Seite eine deutliche Zunahme der Haardicke. Die Wachstumsrate änderte sich nicht, und interessanterweise nahm die Gesamtzahl der Haare sogar ab.
Wichtig ist: Die Studie umfasste nur neun Männer – und keiner von ihnen hatte Haarausfall. Das macht es schwer zu beurteilen, ob die Ergebnisse auf Menschen mit dünner werdendem Haar oder androgenetischer Alopezie übertragbar sind.
Der zweite Teil derselben Studie untersuchte menschliche Dermalpapillen-Zellen (Schlüsselzellen der Haarfollikel) in vitro. Diese wurden 72 Stunden lang gedehnt, um zu testen, ob mechanische Kräfte das Zellwachstum anregen könnten. Der Gedanke dahinter: Viele Gewebe im Körper reagieren auf mechanischen Stress – Knochen passen sich Belastungen an, Blutgefäße an den Druck des Blutflusses. Vielleicht reagieren auch Haarfollikelzellen ähnlich.
Tatsächlich: Nach 72 Stunden Dehnung veränderte sich die Genexpression deutlich – über 2600 Gene waren hochreguliert, über 2800 herunterreguliert. Einige der hochregulierten Gene standen mit dem Haarzyklus in Zusammenhang, einige der herunterregulierten mit Haarausfall. Das beweist zwar nicht, dass eine Kopfmassage neues Haarwachstum auslöst, zeigt aber, dass mechanische Reize das Verhalten von Zellen beeinflussen können – potenziell zugunsten der Haargesundheit.
Ein größeres Puzzleteil liefert eine Umfrage aus dem Jahr 2019, veröffentlicht im Journal of Dermatology and Therapy. Hier wurden Antworten von 340 Personen ausgewertet, die ein Online-Tutorial zu einer standardisierten Massage-Methode für androgenetische Alopezie gekauft hatten. Die Technik beinhaltete Kneifen, Drücken und Dehnen der Kopfhaut – 20 Minuten zweimal täglich. Rund 69 % der Teilnehmenden berichteten von einer Stabilisierung des Haarausfalls oder sichtbarem Nachwachsen.
Klingt gut – aber auch hier gibt es Einschränkungen: Die Ergebnisse wurden selbst berichtet (Bias!), und viele nutzten vermutlich zusätzlich bewährte Haarwuchsmittel wie Minoxidil oder Finasterid. Ohne objektive Messungen oder kontrollierte Bedingungen lässt sich schwer sagen, wie groß der Massageanteil wirklich war.
Und seien wir ehrlich: Kaum jemand massiert täglich 40 Minuten die Kopfhaut.
Was bedeutet das jetzt?
Die aktuelle Forschung deutet darauf hin, dass Kopfmassage die Haardicke beeinflussen und die Genexpression in einer Weise verändern kann, die den Haarzyklus unterstützt. Die Evidenz ist jedoch begrenzt, und die bestehenden Studien haben deutliche Schwächen – kleine Teilnehmerzahlen, Selbstberichte und mangelnde Kontrolle über andere Behandlungen.
Basierend auf dem, was wir bisher wissen, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen, dass Kopfmassagen die Wachstumsrate erhöhen oder Haarausfall umkehren.
Trotzdem gilt: Kopfmassagen sind in der Regel sicher, günstig und können die allgemeine Kopfhautgesundheit fördern. Wenn du sie angenehm findest, ist es ein risikoarmer Zusatz zu deiner Routine – aber kein Ersatz für wirksam belegte Behandlungen gegen Haarausfall.
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